WANN KOMMEN WIR AN?

Migration ist die Massenbewegung von Menschen, die ihr bisheriges Leben in ihren Heimatländern und -staaten verlassen. Menschen wandern aus unterschiedlichen Gründen aus: manchmal freiwillig, um eine neue Kultur kennenzulernen und neue berufliche Chancen zu ergreifen, die Liebe zu finden, manchmal aber auch aus Angst vor Kriegen oder Klimakatastrophen. Menschen, die vor schwerwiegenden Problemen wie Krieg, der katastrophalen Lage im Land, der schlechten Ökologie, dem niedrigen Entwicklungsstand und der nicht nachhaltigen Wirtschaft fliehen, suchen eine neue Heimat in der Hoffnung auf eine bessere und glücklichere Zukunft.

Aber auf die eine oder andere Weise ergibt sich eine Frage und Problematik der Integration in einem neuen Land und einer anderen Kultur. Wann kann man Integration als erfolgreich betrachten und getrost sagen, dass man Teil einer neuen Gesellschaft geworden ist? Welche Gefühle hat ein Ausländer, der sich in einer neuen Umgebung wiederfindet?

Am 23. Januar wurde in der Green Hill Galerie eine Ausstellung eröffnet, die sich mit dem Thema Einwanderung und der Frage der Integration befasst. Die vier Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung bieten mit ihren Werken unterschiedliche Perspektiven auf das Thema.  Kifan schöpft aus Erinnerungen, aus Momenten, mit denen viele Ereignisse aus der Vergangenheit seines Heimatlandes verbunden sind. Maria und Oksana lassen sich von den Farben der Natur inspirieren. Die Arbeit mit verschiedenen Materialien ist ein Schwerpunkt in Theseas Werk.

 

MARIIA LUTSAK

Artist Statement

 

Mariia Lutsak ist eine ukrainische Grafikerin, die mit verschiedenen Drucktechniken sowie mit Aquarell- und Tuschezeichnungen arbeitet.


Vor dem Krieg ließ sich Mariia Lutsak vor allem von ihrer Umgebung, insbesondere der Natur, zu ihren Werken inspirieren. Für ihre Monotypien verwendet sie selbst gesammelte und getrocknete Blumen und Kräuter, die sie zu einer Komposition zusammenstellt, mit Farbe bedeckt und auf Papier druckt. In ihren Aquarellarbeiten verbindet Mariia eine meisterhafte Beherrschung der klassischen Technik mit moderner, manchmal surrealistischer Sensibilität. Einen wichtigen Platz im Werk der Künstlerin nimmt die Arbeit mit Tusche ein, allerdings nicht in der üblichen Form, sondern unter Verwendung von viel Wasser, das die Tusche frei fließen lässt - dabei sucht Mariia nach einem gewissen Gleichgewicht zwischen Zurückhaltung und Ausdruck.

 

Zurzeit sind alle Arbeiten von Mariia Reflexionen über das Thema Krieg. Ausgehend von eigenen und fremden Erfahrungen spricht sie über Dinge wie den Verlust der Heimat, Erinnerungen, den Schmerz des Verlustes und die Schrecken des Krieges.


Ausgestellte Werke:


"Ctrl+X Ctrl+V" (500,00 €)

50 x 50 cm  pencil, acrylic, watercolor

2022

 

Die Wurzeln sind eine Allegorie für Menschen, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen und sich im Ungewissen wiederzufinden, so als wären sie ausgeschnitten und eingefügt worden. Jeden Tag denken wir an unser Zuhause, an unser früheres Leben. Viele wissen nicht, ob sie wieder nach Hause zurückkehren werden, und wenn ja, wie wird ihr Zuhause aussehen? Sicherlich nicht dasselbe wie vorher, und das ist schmerzhaft zu erkennen.


THESEAS EFSTATHOPOULOS

Artist Statement

 

Die Drucktechnik, mit der Theseas arbeitet, heißt Collagraphy. Dabei handelt es sich um eine additive
Technik, die kein Ätzverfahren erfordert. Die in diesem Druckverfahren verwendeten Materialien
spiegeln Theseas Suche nach porösen und anfechtbaren Grenzen zwischen lebenden und nicht
lebenden Wesen wider. Die in der Green Hill Gallery präsentierten Arbeiten stammen aus seriellen
Werkgruppen (We/It/Them, Encountering Becomings: first of at least two und Communities of
Compost
) und wurden alle von der Migrationspolitik und Kompostierungsprozessen beeinflusst.

Die Bilder zeigen Momente der Zusammengehörigkeit und Momente der Vervielfältigung, Momente
des Schutts und des Abbaus. Diese Motive wurden mit Bindemitteln auf Acrylbasis, Schellack und
speziellen Füllstoffen auf dem Druckstock aufgebaut. Hinzu kam ein weiterer technischer Aspekt im
Bereich der Farbgebung, nämlich der Viskosedruck. Hier ist es möglich, mit einem einzigen
Druckdurchgang einen mehrfarbigen Druck zu erzeugen. Dazu werden Ölfarben mit unterschiedlichen
Viskositäten gleichzeitig auf eine Druckplatte aufgetragen. Die unterschiedlichen Viskositäten führen
dazu, dass sich die Farben auf dem Druck nicht vermischen. Die Verwendung unterschiedlicher
Viskositäten hat auch damit zu tun, dass unterschiedliche Gebilde Kontaktzonen bilden, die zu
perforierten Schichten und anfechtbaren Grenzen führen. Diese Technik erfordert viel Forschung und
einen analytischen Ansatz, den Theseas mit großer Disziplin verfolgt. Die Kompositionen entwickeln
eine erstaunliche Farbkraft mit sehr harmonischen Tönen.


Theseas Praxis in der Radierwerkstatt verlief parallel zur künstlerischen Forschung über belastbare
und lebenserhaltende Kunstereignisse. Theseas interviewte und collagierte spezifische Projekte, die
sich mit Kollektivität, Konsens und Verflechtung befassen. Theseas Buch, das in der Ausstellung zu
finden ist, hatte die widersprüchliche Absicht, das Paradigma des Rhizoms zu verstehen und als
Maßstab zu verwenden. Thesen über Durchlässigkeit und Zugänglichkeit, Thesen über Andere und
Thesen über Andere wurden collagiert und erweitert. In dieser Publikation hat Theseas sich im
"making-with" geübt, einem Prozess des Zuhörens und des Zuwortbringens. Es ist ein Versuch, mit
anderen zu sprechen, anstatt über andere zu schreiben. Im Laufe des Buchbindungsprozesses wurden
Theseas Drucke zum materiellen Hintergrund dieser theoretischen Arbeit.

 

Ausgestellte Werke:

 

-        Serie We/It/They, Collagraphie auf Baumwolle, 225x375mm, 2020, V.E/2 (450,00 €)

-        Serie We/It/They, Collagraphie auf Baumwolle, 390x630 mm, 2020, V.E/2 (850,00€/550,00€)

-        Serie Encountering Becomings (first of at least two), Collagraphie auf Baumwolle, 400x410mm, 2021, Unikat (1000,00 €)

-        Serie Encountering Becomings (first of at least two), Collagraphie auf Baumwolle, 220x415mm, 2021, V.E/2 (550,00 €)

-        Serie "Communities of Compost", Collagraphie auf Baumwolle, 810x1105 mm, 2022 V.E/3 (2.000,00 € mit Frame, 1.200,00 € ohne Frame)

-        Serie "Communities of Compost", Collagraphie auf Baumwolle, 550x750 mm, 2022 V.E/3 (1.200,00 € mit Frame, 800,00 € ohne Frame)

[1] sobat-sobat ist ein indonesisches Wort und bedeutet Freunde...Gemeinsam mit den TeilnehmerInnen erleben sie Begegnungen, bauen Brücken und entdecken neue Ansätze. "https://documenta-fifteen.de/en/walks-and-stories/


OKSANA METKA

Artist Statement

 

Inspiriert von den Motiven der Natur und den Momenten aus dem Leben, wende ich mich der Malerei zu, um das, was ich auf der Leinwand reflektiere, mit den Betrachtern und Betrachterinnen zu teilen: Beobachtung, Bewusstheit, Achtsamkeit.

   

Derzeit verwende ich hauptsächlich Acryl als Mittel in meinen Arbeiten. Das Flimmern der Farben, die Details von Formen und Schattierungen interessieren mich.

   

Bei der Serie „Bäume" geht es um das Zusammenspiel von Licht und kahlem Baum, die Schönheit von bewegten Linien, das Flackern der Äste, besonderes am Abend, wenn Himmel und Licht der Stadt miteinander flüstern. In einer Zeit, in der alle auf das Erscheinen grünen Blätter warten, bin ich fasziniert von den Zweigen, die mit ihrer Verflechtung ein dichtes Netz bilden, indem Vögel sich verstecken.

 

 

Ausgestellte Werke:

 

Serie „Bäume"

2021 - bis heute

„Fast Nacht"

Acryl, Leinwand auf Keilrahmen, 70*50, 2022 (350,00€)

„Nacht"

Acryl, Leinwand auf Keilrahmen, 70*50, 2022 (350,00€)

 „Erinnerung"

Acryl, Leinwand auf Keilrahmen, 70*50, 2022 (350,00€)

„Am Abend"

Acryl, Leinwand auf Keilrahmen, 70*50, 2021 (350,00€)


KIFAN ALKARJOUSLI

Artist Statement

 

Der Künstler beschäftigt sich seit langem mit dem Thema „Erinnerungen“. Er versucht die Erinnerungen, die in unserem Gedächtnis verankert sind, durch Symbole auf seinen Bildern zu wecken.

 

Für Kifan ist Heimat nicht nur der Ort oder das Land, wo man geboren ist, sondern ein Heimat ist auch, was man fühlt und was ma im Alltag erlebt. Ein Kind, das in Deutschland geboren wurde, hat Deutschland als Heimat, auch wenn seine Eltern Ausländer sind und es ihre Sprache als Muttersprache spricht. Aber weil es hier lebt und erlebt, hier aufwächst, wird Deutschland seine Heimat. Denn unsere Heimat liegt in unserer Erinnerung. Wir suchen immer nach etwas, das uns komplett macht. Freude, Liebe, Spaß, Trauer. Alles, was wir erleben, wird zu Symbolen in unserem Gehirn. Der Künstler versucht in seinen Arbeiten, diese Symbole in die echte Welt zu übertragen. Deswegen malt er viele Details. Er möchte bei den Leuten, die seine Bilder betrachten, viele dieser Symbole wecken. Sie sollen entdecken, was sie vor Jahren erlebt haben und die Teile, die sie verloren hatten, wiederfinden.

 

In seinen Bildern hat Kifan Alkarjousli versucht, seine Erinnerungen an das, was er in Syrien nach 2011 erlebt habt, festzuhalten, aber auch die Erinnerungen von Freunden, Familie und vielen Menschen, die er nicht persönlich, sondern nur über Facebook und andere Social-Media-Kanäle kennt. Man kann in den Bildern viele Details erkennen.

 

Manche Symbole sind bewusst wiederholt, andere unbewusst. In allen Bildern findet sich eine weiße Linie, weil die Linie als Symbol für das Leichentuch steht. Diese Linie, dieses Symbol verbindet uns alle miteinander, egal wo wir uns in der Welt nun befinden.

 

Die Ausgestellte Werke:

 

Umarmung, Öl auf Leinwand 70x50cm (900€)

Der Mond und die Mohnblume, Öl auf Leinwand 50x70cm (900€)

Die Belagerung, Öl auf Leinwand 50x70cm (900€)

 
 

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