Fleeting Moments?

14.04.2023 - 19.05.2023

Die britische Schriftstellerin Virginia Woolf schrieb einst: „Obwohl wir dieselbe Welt sehen, sehen wir sie mit unterschiedlichen Augen“. Diese Worte führen uns in die Komplexität unserer Wahrnehmung und unserer eigenen Empfindungsweisen, sie erinnern daran, dass das Gesehene oftmals eben nur einem ganz persönlichen Blickwinkel entspricht.

Häufig ist uns kaum mehr bewusst, wie viel von uns selbst in der Erfassung unserer Umwelt steckt. Insbesondere im Rausch der Großstadt normalisieren wir unsere übliche Umgebung und erkennen nur noch die Belanglosigkeit des Spielbrettes, auf dem wir uns im Alltag bewegen.

Dabei missachten wir jedoch, wie wir das Umfeld auf unsere eigene Perspektive zuschneiden. Auf unsere tägliche Reise durch die Stadt nehmen wir stets unsere Vergangenheit und unsere gesammelten Erfahrungen mit. Wie ein endloses Echo hallen Ängste und Freuden, Sorgen und Motivationen, nach, wir schaffen Verbindungen und projizieren Wünsche und Unsicherheiten auf unsere Umgebung.

Die Realität ist aber, dass die Wahrnehmung der Umwelt nicht nur von Mensch zu Mensch abweicht, sondern sich auch von Moment zu Moment verändern kann. Aus dem ‚Jetzt‘ wird schnell eine Vergangenheit, die die urbanen Räume konstant neu formt. In dieser Dynamik werden jedoch auch deren Geschichten verwahrt. Nehmen wir uns aber die Zeit, diese zu erfassen und auf uns einwirken zu lassen?

Die ab dem 14. April in der Green Hill Gallery zu besichtigende Ausstellung ‚Fleeting Moments?‘ (‚Vergängliche Momente?‘) lädt ein, sich auf eine Reise der Reflexion und Entdeckung einzulassen und zu erkennen, wie unsere Eindrücke und Empfindungen die Art und Weise beeinflussen, wie wir die Welt sehen. Drei Künstler finden sich hier zusammen nicht um Antworten zu liefern, sondern vielmehr um als Anregung zu dienen, unsere eigene Wahrnehmung näher zu hinterfragen: Wie wirkt sich unser innerer Zustand auf unsere Betrachtung der Außenwelt aus? Entspricht das, was wir sehen, einer allgemeinen Realität? Wie fordern wir uns selbst heraus, mit dem uns umgebenden Raum zu interagieren und präsent zu sein, um dessen Vergangenheit und Gegenwart zu verstehen? Und erlauben wir es, uns auf die Geschichten unserer Umgebung einzulassen?

KÜNSTLER

Sebastian Köster
sebastiankoester.online
@sk__kunst
Während Corona begann ich zu malen, um mich vom
erdrückenden Alltag zu befreien. Gesehenes anders
interpretieren oder dem Pinsel und dem Spachtel einfach freien
Lauf zu lassen, dabei die Zeit verlieren und nicht zu wissen,
wohin die Reise dieses Mal geht. Darin habe ich nun seit 2021
mein neues Glück gefunden. Mit vielen meiner Werke fange ich
Momente in der Zeit ein und bewohne sie, um mich später darin
zu verlieren. In ihnen stecken eigene Erinnerungen, welche die
Betrachtenden wiederum mit ihren eigenen Augen ansehen und
vielleicht ihre Geschichte darin wiederfinden.

Eozeen Lee
@aiauhsu
grandouu@gmail.com
Wenn ich versuche, mich in die Normalität einzufügen, verpasse
ich zu viele wichtige Dinge im Leben. Dabei wird mir oft bewusst,
wie krank es ist, normal zu sein. Ich denke immer daran, wie
dankbar ich für all diese Momente bin, die wir Alltag nennen, und
wie sehr ich sie vermissen werde. Ich fange viele Dinge ein, die
mich umgeben, und kombiniere sie, um einen Raum zu schaffen,
der meinen Wünschen und meinem Herzen entspricht. Ich
zeichne, wie kostbar diese Momente in der Vergangenheit dieses
flüchtigen Augenblicks waren.

Jan Lengert
janlengert.berlin
Zu meinen Gewohnheiten gehören die täglichen Spaziergänge
durch Berlin. Manchmal an die Ränder der Stadt, die
baumumstandenen Ufer der Havel, meist aber durch
Friedrichshain, über Warschauer- und Oberbaumbrücke. Das ist
die Landschaft, in der ich lebe. Immer haben mich meine inneren
Kämpfe, Glücksgefühle oder Zerwürfnisse begleitet. An manchen
Tagen scheint die Szenerie meine Innenwelt zu spiegeln, oft
steht das Außen in völligem Kontrast zu meiner Stimmung.

 

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